Imago 2007


Die kraftvolle Bilderserie. Wie kam es zu diesem Namen? Was machen diese Kunstwerke so einzigartig?

Der Begriff Imago – lateinisch für Bild – erklärt sich aus dreierlei Perspektiven: In der Zoologie steht er für das erwachsene Insekt nach der Verpuppung bzw. nach der letzten Häutung; in der analytischen Psychologie hingegen für das unbewusst entstehende erste Bild von Bezugspersonen, in der Regel das des Vaters oder der Mutter; schließlich ist er auch der Name einer im Jahre 1912 gegründeten Zeitschrift für die Anwendung der Psychoanalyse auf die Kulturwissenschaften, gegründet von den zum Kreis um Sigmund Freud zählenden Psychoanalytikern Otto Rank und Hanns Sachs.

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Veränderung, Bild, Psyche – dieses Tripel spiegelt sich auch in der Kunst von Dirk Jakobs wider. Darüber hinaus verdeutlicht es das Schaffensprinzip des Künstlers, wie etwa den grundsätzlichen Verzicht der Farbe Schwarz: Diese steht für Nacht, Finsternis, Tod. In der antiken Temperamentenlehre war sie die Farbe für Melancholie. Jakobs` Bilderserie jedoch zeigt die positiven Möglichkeiten des Lebens auf, sie setzt in ungewöhnlich kreativer Manier die Kraft und Wirkung von Veränderungsprozessen um. Der Blick bei Imago 2007 ist nach vorn, in das Leben und in das Licht gerichtet.

Auffällig und ungewöhnlich in dieser neuen Bilderserie ist das Prinzip der Spiegelung. Sie ist Kennzeichen und zugleich Bewusstmachung. Die Bewusstmachung der Vergänglichkeit des Lebens und des Glücks. Bei allen Bildern aus der Serie „Imago 2007“ wird konsequent das Konzept einer Spiegelung angewendet. Hierbei wird Farbe auf eine Leinwand aufgetragen, wobei gleichsam die Grundausstrahlung des Kunstwerkes definiert wird. Anschließend wird eine zweite Leinwand auf die erste gedrückt. Auf diese Weise kommt das Spiegelbild zustande. Mithin entstehen mindestens zwei Seiten – wie die zwei Flügel eines Schmetterlings. Jakobs erläutert: „Viele Menschen denken, das Leben eines Schmetterlings dauere nur kurz, verglichen mit dem langen Leben als gefräßige Raupe. Doch bei vielen Schmetterlingsarten ist es genau umgekehrt: Nach einer kurzen, aber intensiven Raupenphase folgt nach der Verpuppung ein ausgiebiges Falterleben. Genau so sollte es auch für die Menschen sein: Ziele setzen und daran glauben, an der Verwirklichung der Träume arbeiten und sich dann über das Ergebnis freuen können. Dies soll meine Kunst vermitteln.“

Der Schmetterling hat im Übrigen eine mannigfache Symbolkraft. Im Aberglauben beispielsweise galt er gar als Verkörperung von Hexen. Liegt womöglich hier das Magische und Mythische verborgen, das Imago 2007 auszeichnet? Das altgriechische Wort für Schmetterling war ψυχή – psyche –, was Hauch, Seele bedeutete. Freilich: Die Seele der Imago 2007-Bilderserie ist nirgendwo anders als in ihrer Aura verborgen; die Gesamtkomposition aber bleibt rätselhaft, mystisch, geheimnisvoll.

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Wie die Metamorphose der Raupe zum Schmetterling, so auch die immerwährende Veränderung des Menschen. Die Kunst ist dabei eine Weise, die Richtung dieser Veränderung aufzuzeigen. Die Bilder des Künstlers Dirk Jakobs dienen hier gleichsam als Wegweiser, als Initial der je eigenen Metamorphose. „Imago 2007“ soll die Selbstwahrnehmung vertiefen und den Blick schärfen. Jakobs: „Emotionen, Prinzipien, Werte, Gewohnheiten, Bewusstsein, Denkweisen – meine Kunst beschreibt, was uns als Mensch ausmacht, es illustriert die Einzigartigkeit und Faszination, die in jedem von uns steckt und zur Geltung kommen muss. In gewisser Hinsicht sollen meine Werke eine Änderung der Lebensauffassung erreichen. Sie soll befreien. Denn Veränderung ist Leben, und das Leben, es steckt auch in der Kunst, und also auch in meinen Bildern.“

Realität und Fantasie, das, was ist und das, was wir uns vorstellen und wünschen – dies wird bei Jakobs nicht etwa gegeneinander ausgespielt. Im Gegenteil: Beides wird vereint, symbiotisch zusammengesetzt. Das Kraftvolle, das in der Kunst steckt, tritt jetzt und hier auf den Betrachter über. Sie leistet gleichsam den Schub, der bisweilen nötig ist zur eigenen Veränderung: Denn obschon der Mensch oft will, dass sich etwas ändert, soll gleichzeitig alles beim Alten bleiben. Dem Betrachter jedoch soll die Angst genommen werden – die Angst vor der Veränderung. Die Kunst dient der Bewusstmachung: Nun ist es an der Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, und dieser Anfang, er liegt mitunter verborgen in den Formen und Farben von »Imago 2007«.