Optimistic New Evolution


ONE – eine erhabene Vision von Frieden: Was brauchen wir, um ein gutes, ein besseres Leben zu führen? Die Antwort könnte ausufernd ausfallen, sie könnte aber auch einfach lauten: Wir brauchen eine Gesellschaft, eine Gemeinschaft, die auf ein friedliches Miteinander basiert. Eine Gemeinschaft, die sich nicht auf Einheitlichkeit gründet, sondern eine Gesellschaft, die aus der Verschiedenheit der Einzelnen Kraft und Kreativität schöpft, inspiriert wird.

Angesichts der kulturellen und politischen Öffnung der einzelnen Gesellschaften ist es Zeit, gibt es die einmalige Chance, Gemeinsamkeiten neu zu definieren. Die basalen Bedürfnisse der Menschen sind von Religionen und Staatsformen unabhängig: Geborgenheit, Vertrauen, Verständnis und Respekt, ein friedvolles Umfeld, das wünschen sich alle, jung und alt, reich und arm, hier und überall. Diese Gesellschaft muss keine Utopie bleiben.

ONE-abstrakte-malerei

Frieden, ein flüchtiges Gut und ein abstrakter Begriff, für dessen Visualisierung Dirk Jakobs in seinem abstrakten Gemälde ONE (=Optimistische Neue Evolution)adäquate künstlerische Mittel wählt. Das Diptychon spiegelt zwei monochrome, strahlend gelbe Tafeln. Links oben und rechts unten leuchtet jeweils ein weißer Farbfleck, der sich aus dem Sonnengelb erhebt, ausstrahlt und seine Umgebung durchwirkt. Die besondere Textur der unverdünnt aufgetragen Farbe resultiert aus der malerischen Technik, die Dirk Jakobs verwendet: Durch das Abklatschverfahren entsteht durch die Viskosität der Farbe beim Abziehen die charakteristische Äderung, die Durchbildung des Farbauftrags. Die Farbe lebt und scheint zu brodeln. Die abstrakten weißen Farbflecke verdichten sich bei näherer Betrachtung: Auf der linken Tafel: Vielleicht ein Vogel, Symbol der Freiheit und des Friedens, der Inspiration und des Geistes? Jeder Zeit bereit, sich wieder zu entziehen, wenn die Umgebung kalt und feindlich wird? Wie kann er zum Bleiben bewegt werden?

Auf der rechten Tafel: Ist hier nicht ein Mensch zu sehen? Ist es Flehen oder Preisen, das ihn die Arme ausbreiten lässt? Streckt er die Hände nach dem Vogel aus? Ist er Repräsentant der Gesellschaft, der gesellschaftlichen Realität im hier und jetzt?

Die Technik der Dekalkomanie bringt eine Spiegelung hervor, zwei Hälften eines Ganzen, zwei Tafeln. So sind die beiden weißen Farbflecke, Vogel und Mensch, verwandt; sie bilden zwei Ausprägungen eines gemeinsamen Ursprungs: Fragile Wesen beide, zarte Andeutung der Hoffnung.

Der Mensch ist die Spiegelung des Vogels, Spiegelung einer Möglichkeit. Die Gesellschaft: Eine Spiegelung einer unerfüllten Vision? Sie ist gleichzeitig heute und morgen, Idee und Realität, vereint in ONE.

Die Idee ist Voraussetzung für jede Umsetzung, Realisierung, Ideen sind immaterielle, ewige und unveränderliche Urbilder der Realität, so auch die Idee des Guten, die Platon in seinem Werk Politeia, in seiner Vision des gerechten Staates, formulierte. Seinem Sonnengleichniszufolge erkennt der Mensch nur im ‚Licht des Guten’ das Sein. Die ewige Sonne verleiht den Dingen Sichtbarkeit, lässt den Menschen seine Existenz begreifen und befähigt ihn, eine Gemeinschaft zu gestalten, die auf dieser Vision gegründet ist. Die Idee des Guten: In allen Zeiten zukunftsweisend, aktuell, akut.

ONE: Pulsierende Protuberanzen in permanenter dynamischer Reaktion. Eine strahlende Sonne, die unerschöpfliche Energien großzügig aussendet und die alles Lebendige bedingt und durchdringt. Und Vogel und Mensch, Wunsch und Wirklichkeit, mit Kraft auflädt und sie zu ungeahnten Taten beflügelt.

Ein Sinnbild von Hoffnung und Zuversicht, mit der Spur eines Zweifels. Werden die Menschen diese Chance erkennen, nutzen und bewahren? Werden sie begreifen, dass ihre Gemeinsamkeiten überwiegen und sich nicht durch äußere Einflüsse spalten lassen?

Die Gesellschaft, dir wir alle aus tiefsten Herzen herbeisehnen, erfordert Mut. Und sie fordert ein Bekenntnis zum friedvollen Umgang miteinander. So kann die OPTIMISTISCHE NEUE EVOLUTION beginnen …


 

Ringvorlesung des Interdisziplinären Zentrums Literatur und Kultur der Gegenwart
Prof. Dr. Rudolf Freiburg, 91054 Erlangen / www.schauinsblau.de
Abdruck des Bildes ONE für „Konferenzmappen“ und „Plakate